Community of Practice
Die digitale und die ökologische Transformation beschäftigen Wirtschaft und Gesellschaft. Deshalb stellt Ihnen unsere ZD.B-Themenplattform Arbeitswelt 4.0 im nachfolgenden Interview mit Rebekka Schmidt (Team Research in Customer Insight bei der DATEV EG) das Thema “Community of Practice” vor ¬- eine Praxis erprobte Vorgehensweise, gemeinsam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern proaktiv Transformationsprozesse zu gestalten und umzusetzen.
Bevor wir näher auf die Umsetzung eingehen, welche zentralen Transformationsaufgaben gibt es bei der DATEV, Rebekka?
Rebekka Schmidt: Woran man natürlich zuallererst denkt, das ist die digitale Transformation. Da sind wir schon eine ganze Weile dran. Und Corona hat dem Ganzen noch einen großen Schub gegeben. Auch die ökologische Transformation hat begonnen. Da gibt es sehr viele Themen und Initiativen, die bei der DATEV jetzt Einzug halten.
Wie setzt Ihr diese Transformationsprozesse um? Und wie nehmt Ihr die Mitarbeitenden mit?
Rebekka Schmidt: Ich kann aus der Perspektive als Mitarbeiterin sprechen. Als ich vor ungefähr drei Jahren zur DATEV gekommen bin, ging das schon los. Dieser digitale Transformationsprozess hieß bei uns “Fit für die Zukunft”. Es gab ein schönes kleines Gimmick, nämlich die “Du da”- Karten. Das war eine Postkarte, auf der man sein Feedback - seine Gefühle, seine Gedanken - zu diesen aktuellen Bestrebungen anonym hinterlassen konnte. Diese Karten lagen überall aus. Da fühlt man sich dann freier, Feedback zu geben, als wenn der Name darunter steht. Das Feedback wurde auch sehr ernst genommen und in Betriebsversammlungen besprochen. Das war eine sehr schöne Aktion und darüber hinaus gibt es noch viel mehr, wie z. B. die Digi-Camps. Das sind Veranstaltungen, auf denen Themen diskutiert werden können. Es passiert gerade einfach sehr viel in diesem Bereich. Ein probates Mittel ist auf jeden Fall die Community of Practice (CoP), von denen ganz viele aus dem Boden gestampft werden.
Wie lebt Ihr dieses Community of Practice (CoP)?
Rebekka Schmidt: Ich nehme es als Treffen wahr. Das ist das erste, was ich damit verbinde. Man findet sich mit Menschen zusammen, die ein gemeinsames Ziel haben, und erarbeitet etwas miteinander. Das Schöne daran ist, dass es siloübergreifend funktioniert. Man hat dieses Ziel und ist nicht nur innerhalb seiner Abteilung unterwegs, sondern abteilungsübergreifend oder hierarchieübergreifend. All das spielt in der CoP (Community of Practice) keine Rolle, sondern man möchte ein gemeinsames Ziel erreichen. Ich habe mit zwei Kolleginnen die “Green CoP” gegründet, die mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Es gibt zwar sehr viele Kolleginnen und Kollegen, die sich mit Nachhaltigkeit beschäftigen, aber es ist keinerlei Vernetzung da. Synergien können erst geschaffen werden, wenn man sich besser untereinander kennt. Das war der Anlass für den Aufbau einer CoP (Community of Practice). Anhand solch einer unkomplizierten und schnellen CoP-Gründung wird deutlich, dass von der Unternehmensseite ein sehr starkes Vertrauen vorhanden ist. Es gibt zum Beispiel eine CoP von „Product Owners“, von „Scrum Masters“ und auch eine CoP zum Thema „Diversity“. Zum Thema Transformation gibt es die “CoP Cat” - Community of Practice für Change and Transition. Diese Community ist eine schöne Überraschungstüte. In dieser CoP dreht sich alles um Change and Transition, aber welche Themen da genau behandelt werden, weiß man vorher nicht. Aber man zieht immer wieder etwas positives aus diesen Treffen.
Und die Ergebnisse aus dieser CoP werden umgesetzt?
Rebekka Schmidt: Auf jeden Fall sind die Umsetzungen das Ziel. Die Mitarbeiter finden in einer CoP zusammen, weil sie Lösungen generieren möchten. Die “Green CoP” möchte ich hier einmal als Beispiel anbringen: In der Kantine wollten wir gerne neben der Tetrapack Kondensmilch auch Hafermilch haben. Kurze Zeit später stand eine Glasflasche mit Hafermilch ganz versteckt an einer Kaffee Station. Das war eine Minilösung, die von Kollegen erwirkt wurde.
Welche Herausforderungen gibt es, was die praktische Umsetzung angeht?
Rebekka Schmidt: Am Anfang herrscht, wie zum Beispiel bei der „Green CoP“, eine große Euphorie. Wir haben uns in Präsenz zusammengefunden. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind gekommen, um gemeinsam zu brainstormen. Was wollen wir erreichen? Wie wollen wir uns organisieren? Welche Themen wollen wir angehen? Ganz viele Post-Its wurden geklebt. Dann kam leider Corona und vieles, was natürlich am Standort nachhaltigkeitsspezifisch wichtig war, wie zum Beispiel die Hafermilch, hat an Bedeutung verloren. Dazu kommt, und das ist mein persönlicher Eindruck, dass man aufpassen muss, dass so eine CoP nicht als eine Art „Popcorn Kino“ verkommt. Die Teilnehmenden sollen nicht mit einer Erwartungshaltung reingehen, dass sie informiert und unterhalten werden. Das ist sicher auch ein schönes Format, aber für mich nicht der Anspruch einer CoP.
Für mich ist eine CoP sehr stark von Lösungen getrieben. Was tun? Zusammenfinden, Probleme lösen? Und da kann man schon beobachten, dass mit der Zeit einige Teilnehmende die Rezipientenhaltung annehmen und einfach nur noch konsumieren. Diese Erkenntnis habe ich persönlich für mich aus dieser CoP gezogen und man muss schauen, wie man das aufbrechen kann. Was mir gerade neue Hoffnung gibt, ist die Tatsache, dass gerade bei DATEV viel passiert und Räumlichkeiten neu gestaltet werden.
Das Ziel ist, den Arbeitsplatz wieder attraktiver zu machen, und die Mitarbeiter aus dem Homeoffice zu locken. Es gibt jetzt zum Beispiel einen Coworking Space, DATEV intern, mit einer schönen Barista Station, mit Telefon-Flüster-Zellen und vieles mehr. Der verantwortliche Mitarbeiter sagte dazu: „Das ist euer Vereinsheim, nutzt es dafür“. Diese Bild mit dem Vereinsheim fand ich sehr schön und für CoP-Treffen auch sehr gut nutzbar. Ein Kollege gießt gerade unser „Green CoP“ Logo in Holz. Dieses Logo wird dann in diesem „Vereinsheim“ aufgestellt. So wird es zu einem Ort, an dem man gerne zusammenfindet und gemeinsam arbeitet. Ich bin mir sicher, dass andere Communities diesen Coworking Space auch nutzen werden.
Benutzt Ihr bestimmte Methoden wie Design Thinking oder sind CoPs methodenfrei?
Rebekka Schmidt: Das ist ein guter Impuls, weil genau diese Methoden uns von der sogenannten Popcorn-Haltung wegbringen. Wir brauchen solche Methoden, um nicht nur Entertainer, Monologe, Referenten in diese Treffen zu holen. Wir haben schon ein paar Sachen ausprobiert, wie z. B. die „Golden Circles“ mit den drei simplen Fragen „Warum“, „Wie“ und „Was“. Die CoPs benutzen verschieden Methoden. Welche und mit welchem Ziel kann ich nicht genau sagen, da ich nicht in allen CoPs dabei bin. Aber prinzipiell lernt verschiedene Methoden als Teilnehmender kennen und kann diese in seinem Arbeitsalltag bei verschiedenen Fragestellungen anwenden. Das ist ein klarer Mehrwert.
Sie sind neugierig geworden und möchten mehr erfahren?
Unsere ZD.B-Themenplattform Arbeitswelt 4.0 wird das Thema „Doppelte Transformation“ in den kommenden Monaten weiter vertiefen. Als Highlight sei an dieser Stelle schon einmal die Tagung „Zukunft der Arbeit -Transformationsprozesse gemeinsam gestalten“ vom 13 bis 15. Januar 2023 gemeinsam mit der Evangelischen Akademie in Schloss Tutzing, genannt.
Das Interview führte Dr. Petra Blumenroth, Projektmanagerin Technologie I Frugale Innovation bei der Bayern Innovativ GmbH..
Hören Sie sich das vollständige Interview als Podcast an:
Community of Practice: Transformation als Team gestalten
Dr. Petra Blumenroth spricht mit Rebekka Schmidt (Abteilung Research & Customer Insights bei der DATEV eG) darüber, wie sogenannte CoPs (Communities of Practice) bei der DATEV gelebt werden, um den Transformationsprozess proaktiv zu gestalten. Gleich reinhören!
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