Mit dem Technologietransfer bis zum Berggipfel
Bergsteigen ist ein Kraftakt mit Hindernissen und Risiken, mit dem Ziel, voller Vorfreude einen Gipfel zu besteigen. Gleiches gilt für den Technologietransfer. Kathrin Singer – Projektmanagerin im Technologie- und Innovationsmanagement bei Bayern Innovativ – erklärt, wie Sie den Berggipfel erreichen.
Kathrin, warum ist die Weiterentwicklung des Technologietransfers so wichtig?
Kathrin Singer: Als bayerische Gesellschaft für Innovation und Wissenstransfer haben wir die Mission, den Technologietransfer mit allen Agierenden der Transferlandschaft weiterzuentwickeln und so zur Steigerung der Innovationstätigkeit in Bayern beizutragen. Der Technologietransfer hat eine hohe Bedeutung, da der Austausch von Wissen und technologischen Erkenntnissen zwischen unterschiedlichen Handelnden aus Wirtschaft und Wissenschaft das Potenzial für Innovationen birgt.
Vor kurzem erstellte Euer Projektteam eine Studie rund um die Zukunft des Technologietransfers . Wie lief die Ausarbeitung dieser Studie ab?
Kathrin Singer: Sich auf die Zukunft vorzubereiten bedeutet, sich mit alternativen und zukünftigen Entwicklungen auseinanderzusetzen. Aus diesem Grund haben wir uns entschieden, mithilfe einer Szenario-Studie mögliche Zukunftsbilder des Technologietransfers im Jahr 2030 zu erarbeiten. Um daraus Zukunftsbilder zu entwickeln, haben wir uns zunächst grundlegend mit der Transferlandschaft beschäftigt, insbesondere mit den bayerischen Transfer-Agierenden und deren Methoden. Darauf aufbauend führten wir Workshops durch, in denen wir die potenziellen Einflüsse auf den zukünftigen Transfer erarbeitet und beleuchtet haben.
Dabei schauten wir uns vor allem auch Trends und Stakeholder in der Transferlandschaft näher an und schließlich konnten wir Schlüsselfaktoren identifizieren, die als relevant für die zukünftige Ausgestaltung des Technologietransfers erachtet wurden. Dank dieser Schlüsselfaktoren haben wir Szenarien erarbeitet, welche die Grundlage für unsere Zukunftsbilder darstellen. Die Zukunftsbilder haben wir dann mit den Agierenden der Transferlandschaft reflektiert und weiterentwickelt. Für uns waren hier insbesondere die möglichen Optionen für zukünftiges Handeln relevant.
Wie sehen die Ergebnisse aus und welche Zukunftsbilder haben sich daraus entwickelt?
Kathrin Singer: Das Projektteam hat vier unterschiedliche Zukunftspläne erarbeitet – alle mit Metaphern des Bergsteigens. Denn vieles, was für das Bergsteigen gilt, lässt sich auf den Technologietransfer übertragen. Man braucht Kraft und Durchblick, eine passende Route zum Erfolg, Sicherheitsseile für unachtsame Momente, ein gutes Team als Rückhalt sowie Ansporn und die richtige Wanderausrüstung.
1. Zukunftsbild: Gipfelstürmen
Es gibt für den Technologietransfer nur einen Weg, und zwar immer weiter und immer höher, steil nach oben. Das Bild des Technologietransfers ist hierbei geprägt durch gestiegene finanzielle und personelle Ressourcen, einer weitreichend digitalisierten Transferarbeit und einer verstärkten Fokussierung auf Themen wie Nachhaltigkeit und Internationalisierung. Die Gesellschaft tritt hier als Agierende und Wissensgebende in den Vordergrund.
2. Zukunftsbild: Unbefestigte Pfade
In diesem Bild wird eine Transferlandschaft beschrieben, die durch eine Diskrepanz zwischen Wissenschafts- und Wirtschaftsagierenden sowie einem niedrigen Stellenwert von gesellschaftlichen Themen in der Transferarbeit geprägt ist. Dabei stellt sich die Frage, beobachten wir hier das Comeback der Closed Innovation?
3. Zukunftsbild: Vernetzte Gruppenexpedition
Dieses Bild ist vor allem durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft, offener Wissenskooperationen sowie einer digitalisierten Transferarbeit geprägt. Wobei Anwendungen von KI keinen Einzug in die Transferarbeit erhalten.
4. Zukunftsbild: Bewährte Wanderausrüstung
Das vierte und damit letzte Zukunftsbild hat den Namen bewährte Wanderausrüstung. In diesem Zukunftsbild ist die Transferarbeit durch standardisierte Leistungsversprechen und der geringeren Nutzung von digitalen Plattformen und Kommunikationskanälen geprägt. Wobei Themen wie Nachhaltigkeit, gesellschaftlicher Mehrwert und Internationalisierung einen bedeutenderen Platz im Technologietransfer einnehmen.
Kathrin, wann und wo können Interessierte die Studienresultate im Detail einsehen?
Kathrin Singer: Die Veröffentlichung der Studie planen wir bis spätestens im Dezember 2021. Dann wird sie auf unserer Homepage zu finden sein. Des Weiteren möchten wir auch im Rahmen unserer diesjährigen Veranstaltung TRANSFERleben erste Ergebnisse der Studie vorstellen.
Du bist dieses Jahr das erste Mal aktiv bei TRANSFERleben dabei. Worauf freust du dich denn am meisten, Kathrin?
Kathrin Singer: Ich freue mich besonders auf die spannenden Challenges aus den Themenbereichen Mindset und Methoden, Digitalisierung sowie Nachhaltigkeit. Natürlich bin ich auch gespannt auf das vielfältige Spektrum der Teilnehmenden, welches wir erwarten und begrüßen dürfen. Die Veranstaltung richtet sich nämlich sowohl an Mitarbeitende von Hochschulen, Universitäten, Technologietransferstellen wie auch an Gründungszentren, Cluster, Verbände und Netzwerke sowie an die Industrie, Großunternehmen, KMU, aber auch an Start-ups . Unser Ziel ist es, gemäß dem Veranstaltungsmotto „share-create-grow“, Agierende aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammenzubringen und mit ihnen den Technologietransfer neu zu denken.
Das Interview führte Dr. Tanja Jovanovic, Leiterin Technologie- und Innovationsmanagement bei der Bayern Innovativ GmbH.
Hören Sie sich das vollständige Interview als Podcast an:
How to innovate – Über Berge und Technologietransfer
Bergsteigen ist ein Kraftakt mit Hindernissen und Risiken, mit dem Ziel voller Vorfreude einen Gipfel zu besteigen. Gleiches gilt für den Technologietransfer . Wie kann dieser Kraftakt gelingen?
Darüber spricht Dr. Tanja Jovanovic mit Kathrin Singer . Sie ist Projektmanagerin im Bereich Technologie- und Innovationsmanagement .
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