Künstliche Intelligenz in der Geflügelzucht

12.09.2019

In deutschen Zuchtbetrieben werden jährlich etwa 100 Millionen Küken ausgebrütet. Weil sie keine Eier legen, werden die männlichen Eintagsküken unmittelbar nach dem Schlüpfen getötet. Ein Forschungsprojekt der TU München will dem umstrittenen Vorgehen ein Ende bereiten.

Künstliche Intelligenz in der Geflügelzucht KI in der Geflügelzucht ermöglicht Durchbruch bei der Geschlechtsbestimmung im Hühnerei. (Bildnachweis: iStock.com / Tsekhmister)

In der Geflügelzucht unterscheidet man zwischen Rassen, die besonders gut Fleisch ansetzen, und solchen, die für das Eierlegen gezüchtet werden. Bei den Masthühnern werden sowohl männliche wie weibliche Tiere aufgezogen. Bei den Legehennen sind die männlichen Nachkommen aus wirtschaftlicher Sicht nutzlos, da sie weder Eier legen, noch viel Fleisch ansetzen. Sie werden deswegen, schon kurz nachdem sie geschlüpft sind, getötet. Auch wenn die Tiere in der Regel nicht geschreddert werden, wie 2019 im Zuge einer Gesetzesnovelle vielfach kritisiert wurde, sondern überwiegend mit CO2 betäubt und vergast werden, ist das Vorgehen umstritten.

Orbem Genus setzt sich für Küken ein

Das von Forschern der TU München entwickelte Verfahren „Orbem Genus” will das unnötige Töten von fast 50 Millionen Küken pro Jahr in Deutschland beenden. Orbem Genus ermöglicht, das Geschlecht bereits in den ersten Tagen der Bebrütung zu identifizieren und bereits vor Beginn der Inkubation den Befruchtungszustand im Geflügelei festzustellen, ohne die Schale zu beschädigen. Unbefruchtete Eier machen mit rund 15 Prozent einen nicht unerheblichen Anteil aller Eier aus und können dem Handel beispielsweise als Frühstücksei zugeführt werden. Das Verfahren arbeitet mit bildgebender Magnetresonanztomographie (MRT) und neuartigen Methoden der Künstlichen Intelligenz . Bildauswertung und Klassifizierung erfolgen komplett automatisch.

Neue Maßstäbe für Hühnerzuchtbetriebe

„Den Erfindern ist ein Technologiedurchbruch gelungen, der insbesondere in punkto Prozessschnelligkeit, -kosten und -zuverlässigkeit neue Maßstäbe setzen wird”, freut sich der Geschäftsführer der Bayerischen Patentallianz (BayPAT), Dr. Robert Phelps. Aktuell arbeitet das Forscherteam am Aufbau eines eigenen Unternehmens. Nach dem Bau eines ersten Prototyps soll ein marktreifes Produkt entstehen, das Hühnerzuchtbetrieben angeboten werden kann, damit diese die vollautomatische Untersuchung der Hühnereier direkt vor Ort durchführen können. Orbem Genus sorgt weltweit für Aufsehen und hat bereits mehrere Auszeichnungen gewonnen. Aktuell befindet sich das Start-up in der Endrunde des mit fünf Millionen US-Dollar dotierten „IBM Watson AI XPrize”. Die Entscheidung fällt im April 2020.

Über die Bayerische Patentallianz GmbH (BayPAT)

Die Bayerische Patentallianz GmbH (BayPAT) begleitet das Patentierungsverfahren von Orbem Genus und ist mit der Vermarktung der Erfindung sowie der daraus hervorgehenden Schutzrechte beauftragt.

Kontakt:
Dr. Thomas Mendlik
E-Mail: Per Mail kontaktieren
Website: www.baypat.de

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Christoph Kirsch

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