Lieber Herr Dr. Huber, der ÖPNV besteht auf dem Land in der Regel nach wie vor aus einem Linienbus mit niedriger Taktung. Für die Menschen auf dem Land ist ein eigenes Auto quasi unabdingbar. Wie versucht die DB Regio Bus den ÖPNV auf dem Land in Zukunft bedarfsgerecht zu gestalten?
Dr. Huber: Für die DB Regio ist die Erschließung des ländlichen Raums und die Verbesserung der Alltagsmobilität gerade in bisher schlechter erschlossenen Gebieten ein wichtiges Ziel. Durch die Ausweitung von integrierten ÖV-Lösungen (Schiene, Linienbus und flexiblen Bedienformen inkl. on-demand) soll eine echte Alternative zum privaten Pkw geschaffen werden. Integriert bedeutet hierbei nicht nur die tarifliche Integration von Angeboten oder der Aufnahme in digitale Buchungsplattformen. Es bedeutet insbesondere eine gesamtheitliche Planung und abgestimmte betriebliche Umsetzung der unterschiedlichen ÖV-Formen, so dass für den Nutzer ein durchgängiges System entsteht, das gleichzeitig effizient betrieben werden kann.
Automatisierte Kleinbusse fahren in Bayern bisher nur im Zuge von Pilotprojekten. Welche Hürden bei der Überführung in einen Regelbetrieb gibt es aktuell noch?
Dr. Huber: Die bisherigen Verkehre sind in ihrer Umsetzungsform bereits Regelbetrieb. Da aber insbesondere die Finanzierung dieser Betriebe auf Forschungs- bzw. Förderprojekten beruht, ist eine langfristige Einbettung von hoher Bedeutung. Dabei muss die Finanzierung flexibel auf die weitere Entwicklung von AD (Anm. der Redaktion: Automatisiertes Fahren) im ÖV reagieren können. Und vor allem nicht nur auf Kleinbusse im on-demand Betrieb fixiert sein. Es geht um die Einführung von AD im gesamten ÖPNV mit allen Bedienformen und Fahrzeuggrößen. Eine direkte Einbettung der Finanzierung von diesen Innovationen in die ÖPNV-Mittel der Aufgabenträger wäre somit sinnvoll.
Ein Ausblick in die Zukunft: Kann ich in einigen Jahren auch auf dem Land eine Reise von der eigenen Haustür aus starten, ohne dafür auf das eigene Auto zurückzugreifen und mehrere Apps für Ticketbuchungen im öffentlichen Nah- und Fernverkehr nutzen zu müssen?
Dr. Huber: Wir befinden uns da bereits auf einem sehr guten Weg. Es sind aber mehrere Handlungsstränge, die hier bearbeitet werden müssen. Intermodale Plattformen mit übergreifenden Buchungsfunktionen sind durch das Deutschland-Ticket bereits weit fortgeschritten und werden in den nächsten Jahren zu einer einheitlichen Buchbarkeit von nahezu allen ÖV-Formen führen. Für die Reise von der Haustür bis zum (beliebigen) Ziel ist eine weitreichende und effiziente Erweiterung des Angebots notwendig. Diese wiederum kann nur durch die Überwindung des Fahrermangels gestaltet werden. Daher ist AD eine zentrale Komponente.
Vielen Dank für die interessanten Einblicke!